"Heimweh, was ist das eigentlich?"
R.B., Betriebswirtin, alleinerziehende Mutter, ist mit ihren beiden Adoptivkindern nach Kanada ausgewandert.
Als ich im Mai 2006 in Victoria (British Columbia) landete, kannte ich niemanden, ich hatte keine Arbeit und keine Wohnung. Aber nach drei sehr stressigen Monaten war alles in Butter: Ich fand einen Job beim Dachverband der Bauindustrie in British Columbia, eine Wohnung, eine Schule und Betreuung nach der Schule für die Kinder. Stella und Matti konnten innerhalb von zwei Monaten fließend Englisch, so dass sie ohne Probleme im September in die Schule gehen konnten.
Leider ist auf dem Arbeitsmarkt in Kanada auch nicht alles rosig. Wir sind hier in sechs Jahren viermal umgezogen, die Kinder sind jetzt also in ihrer vierten kanadischen Schule. Zum Glück haben sie sich hier in Calgary super eingelebt, Langlaufski-Training und Schwimmclubs haben dabei sehr geholfen!
Ich war, bevor ich nach Kanada kam, ziemlich gut über das Land informiert, weil ich in München beim kanadischen Konsulat beschäftigt war. Außerdem kannte ich das Leben in Nordamerika, weil ich früher schon einmal fünf Jahre in den USA gelebt habe.
Ich kann nur allen Auswanderern raten, die Sprache sehr gut zu lernen! Die kulturellen Unterschiede sind dann immer noch groß genug, das macht sich bei der Arbeit sehr bemerkbar. Wir Deutsche sind ja eher direkt, Kanadier sind immer höflich.
Und man darf den Behördenkram nicht unterschätzen. Das Anmelden, die ganzen Papiere, darum muss man sich vorher rechtzeitig kümmern!
Was man vorher nicht wissen kann, ist, ob es alles emotional passt. Ob sich die Entscheidung richtig anfühlt. Es kann ein bisschen dauern, bis sich alles einrenkt.
Ich finde aber auch, dass man ein bisschen abenteuerlustig sein sollte - und wenn's nicht klappt, hat man es jedenfalls probiert.
Ich habe meinen Entschluss, nach Kanada zu gehen, noch nicht einmal bereut - selbst in den stressigsten Zeiten nicht. Heimweh habe ich nie. Ich glaube, ich weiß gar nicht richtig, was das ist.