"Passe ich noch an die Elbe?"
Ein Jahr nach England als Au-pair Mädchen - mehr hatte ich eigentlich nicht vor, als ich nach der Schule meine Koffer packte und mein Heimatdorf verließ. Aber aus dem einen Jahr sind dann zwölf Jahre geworden. Nach der Au-pair-Zeit machte ich in England eine Ausbildung zur Krankenschwester, ich verliebte mich, ich heiratete, ich blieb. Mein Mann hatte schon lange von Australien geträumt, also gingen wir nach Perth, zunächst nur für ein Jahr, aber dann waren vom Auswanderfieber infiziert, kamen wieder und blieben hier.
Jetzt lebe ich schon seit sieben Jahren in Perth - die Stadt passt besser zu mir als Sidney oder Melbourne, weil sie ruhiger ist und nicht so großstädtisch. Ich habe einen sehr guten Job hier im städtischen Krankenhaus, arbeite halb im Management und halb in der Patientenpflege. Ich bin nicht sicher, ob ich in Deutschland eine ähnlich gute Stelle finden werde.
Und doch möchte ich gern zurück nach Hause.
Vor drei Jahren zerbrach meine Ehe, ich bin jetzt 41, Kinder habe ich keine. Das Heimweh hat mich eigentlich all die Jahre begleitet, besonders schlimm war es immer, wenn ich von meinen Deutschland-Besuchen zurückkam nach Australien.
Meine Eltern werden jetzt 70, ich weiß nicht, wie lange ich sie noch haben werde, und ich vermisse meine Schwester. Mein Entschluss steht fest: In einem halben Jahr werde ich zuückkommen.
Aber natürlich kommen mir zwischendurch auch Zweifel: Ich frage mich, ob ich noch nach Norddeutschland passe, ob ich meinem tollen Job und dem entspannten australischen Lebensgefühl nicht nachtrauern werde. Um es herauszufinden, muss ich es einfach wagen. Ich kann zunächst zu meinen Eltern ziehen, meinen deutschen Pass habe ich auch noch, aber was sonst noch an Behörden- und Papierkram auf mich zukommt, weiß ich gar nicht. Ich bin, was das betrifft, vollkommen unerfahren: Mein ganzes erwachsenes Leben habe ich außerhalb Deutschlands verbracht.
Ich bin froh über die Tipps und Informationen des Raphaelswerks. Sie helfen mir bei meiner Heimkehr.