"Wir haben es hier so gut!"
Dass ich damals nach Portugal gegangen bin, hatte mit meiner ersten Frau zu tun: Sie war Portugiesin und hatte Heimweh.
Wir sind in ihre Heimat gezogen, in einen kleinen Ferienort am Meer, 100 km nördlich von Lissabon.
Ich war dort Geschäftsführer einer Kaffeebar am Strand, aber in Portugal schlug die Wirtschaftskrise noch viel härter zu als in Deutschland: Ich bekam irgendwann meinen Lohn nicht mehr, fünf Monate lang.
Dann fand ich eine neue Stelle Job als Oberkellner in einem Fischrestaurant, doch auch dort bekam ich bald kein Geld mehr.
Meine Ehe war da schon längst in die Brüche gegangen.
Meine neue Partnerin, die aus Brasilien nach Portugal gekommen war, hatte beruflich genauso zu kämpfen wie ich. Irgendwann ging es nicht mehr.
Im Januar 2012 haben wir in Portugal geheiratet. Wenig später kamen wir in Hannover an, bei meinen Eltern. Wir hatten nichts: Kein Geld, keine Wohnung, keine Arbeit. Sogar die Möbel mussten wir in Portugal lassen, wir hätten uns den Transport nicht leisten können.
Glücklicherweise hatte ich vor unserer Ausreise aus Portugal schon Kontakt zu Frau Hoffmann vom Raphaelswerk in Hannover aufgenommen. Sie hat uns unheimlich gut aufgefangen und sehr kompetent beraten - aber sie hat uns auch gefordert! Sie hat uns zwar erklärt, wo wir was beantragen können - aber durchziehen mussten wir es dann selbst.
Beim Jobcenter wurde uns sehr schnell geholfen: Wir bekamen 970 Euro Starthilfe für neue Möbel, eine kleine Wohnung und Arbeitslosengeld.
Sehr kompliziert war die Lage für meine Frau. Eine Brasilianerin aus Portugal, die mit einem EU-Bürger verheiratet ist - die Ausländerbehörde Hannover war mit solchen Fällen nicht vertraut. Sie gewährte meiner Frau nur ein vorläufiges Aufenthaltsrecht, damit entfiel ihr Anspruch auf Arbeit und Sozialleistungen; stattdessen wurde sie aufgefordert, einen Einbürgerungstest zu machen.
An dieser Stelle ist das Raphaelswerk wieder für uns aktiv geworden: Frau Hoffmann hat die Rechtslage für uns geklärt und uns dann sehr gut beraten. Wir legten Widerspruch ein - und bekamen Recht! Die Ausländerbehörde hat sich hinterher bei uns entschuldigt.
Jetzt absolviert meine Frau einen Integrationskurs, und dann wird sie hoffentlich bald eingebürgert.
Ich habe durch das Jobcenter eine Umschulung finanziert bekommen und danach eine feste Anstellung als Betreuer für Demenzkranke gefunden. Die Arbeit macht mir Freude, ich kann davon leben, und wir sind sehr zufrieden.
Das Raphaelswerk werden wir jetzt noch einmal um Rat bitten: Meine Frau hat eine siebenjährige Tochter, die noch in Brasilien bei ihren Großeltern lebt. Wir möchten sie nach Deutschland holen. Das wird nicht leicht, aber mit Frau Hoffmanns Hilfe werden wir es schaffen!